Seniorenunion unterwegs auf Kulturfahrt

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Am Donnerstagmorgen startete um 8 Uhr an der Stadthalle in Rottweil eine erwartungsvolle Seniorengruppe des CDU Kreisverbands Rottweil zur Tagesreise mit dem Bus ins schwäbische Oberland.

Rottweil – Erstes Ziel war die barocke Klosteranlage Obermarchtal mit dem ehemaligen Prämonstratenserkloster und dem Münster St. Peter und Paul hoch über der Donau. Die Ursprünge des Klosters reichen bis in das 8. Jhd. zurück. Im Kloster wirkte auch der 1714 in Weißenhorn an der Roth geborene Sebastian Sailer. Er war ein bedeutender Prediger und Schriftsteller seiner Zeit, wegen seiner Schauspiele im schwäbischen Dialekt wird er auch als Vater der schwäbischen Dialektdichtung bezeichnet.

Das von 1686 bis 1701 erbaute Münster gilt als eines der prächtigsten Beispiele frühbarocker Architektur in Süddeutschland. Die Stuckarbeiten wurden von Künstlern der Wessobrunner Schule ausgeführt, darunter Johann Schmuzer. Besonders eindrucksvoll in der prachtvollen Innenarchitektur sind die Altäre, die Kanzel und die reich verzierten Gewölbe. Die zwischen 1778 und 1780 von Johann Nepomuk Holzhey erbaute Hauptorgel gilt als herausragendes Beispiel süddeutscher Orgelbaukunst.

Die Weiterfahrt führte nach Bad Schussenried zum Mittagessen in der traditionsreichen Brauereigaststätte Ott mit zünftigen Speisen und frisch gezapftem Bier. Die anschließende Besichtigung der aufwendig gestalteten Landesausstellung „Uffrur – Bauernkriege 1525“ mit sachkundiger Führung war ein anspruchsvolles und höchst informatives Erlebnis. Die Kuratoren haben die Ausstellung kombiniert mit Jahrhunderte zurückreichenden Exponaten – darunter im Original die von Jakob Murer, Abt des Klosters Weingarten, aufgezeichnete „Weissenauer Chronik“ von 1525 – und mit den führenden Frauen und Männern beider Seiten aus jener Zeit, dargestellt mit Hilfe von KI in Lebensgröße und mit Wort und Bild.

Der sogenannte Bauernkrieg von 1524 bis 1526 erschütterte das 16. Jhd. und erfaßte weite Teile Süddeutschlands, auch Franken, Thüringen, Elsaß, Lothringen, Tirol und die Schweiz. Ursächlich waren jahrzehntelange soziale Spannungen zwischen der Obrigkeit, also Adel und Geistlichkeit einerseits, und der Landbevölkerung, vorwiegend Bauern und Handwerker andererseits. Während die Obrigkeit auf der althergebrachten Ordnung bestand, in der Leibeigenschaft Alltag war und den Bauern das Holz im Wald, Jagd- und Fischereirechte vorenthalten waren und sie mit steigenden Abgaben zunehmend in wirtschaftliche Bedrängnis und Not gerieten, formierten sich die ersten Gruppen dieser Entrechteten und forderten mit klaren Zielen in den „Memminger 12 Artikeln“ vom März 1525 vor allem persönliche Freiheit, gerechte Abgaben und das Ende der willkürlichen Herrschaft.

Zeitgleich bestärkten die geistigen Strömungen in dieser Zeit des Umbruchs – Reformation, Entdeckung der neuen Welt – das Verlangen nach Freiheit und Anerkennung. Die theologisch-spirituelle Aussage „Von der Freiheit des Christenmenschen“ von Martin Luther im Jahr 1520 wurde vielfach als gesellschaftlich-politische Forderung mißverstanden. Das allgemeine Aufbegehren schlug alsbald in einen Flächenbrand exzessiver Gewalt mit abscheulichen Gräueltaten der Aufständischen gegen Personen und mit der Verwüstung von Schlössern, Burgen, Klöstern und Heiligtümern um. Ebenso erbarmungslos reagierte die geistliche und weltliche Obrigkeit im Schwäbischen Bund unter Führung von Georg von Waldburg-Zeil, genannt der „Bauernjörg“, mit ihren Landsknechten. In über 300 Schlachten und Gefechten von Leipheim, Böblingen, Kitzingen, Mühlhausen /Thüringen und andernorts wurde das Bauernheer zerschlagen, Zehntausende kamen ums Leben, darunter Anführer wie der Theologe und Reformator Thomas Müntzer in Mühlhausen. Neben der Gewalt entwickelten sich im Oberland auf beiden Seiten aber auch Verhandlungen, die schließlich zur Befriedung führten.

Die historische Information der Ausstellung enthält, wie in der Reisegruppe gesagt wurde, auch zeitlos gültige Erkenntnisse und wirkt bis heute nach.

Nach dem stimmungsvollen Abschluß im Gasthof Löwen in Tuttlingen-Wurmlingen verabschiedete Rainer Hezel die Reiseteilnehmer und dankte unter großem Beifall Eberhard Barth und Karl-Heinz Kopp für die optimale Organisation in der Vorbereitung und Durchführung der Reise und Wolfgang Vater für seine thematischen Beiträge.




Pressemitteilung (pm)

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